Die 21themen
von Reiner Hauser
Bei 21themen geht es um eine kritische Besprechung politischer Themen abseits gesellschaftlicher Trends, die häufig die größeren Zusammenhänge ausblenden. Was das im Detail bedeutet, bespreche ich in diesem etwas ausschweifenden Artikel.
Wenn ich im Rahmen dieser Seite über Politik schreibe, geht es mir nicht darum, alles schlecht zu reden. Der deutsche Staat funktioniert außergewöhnlich gut. Wenige Länder auf der Welt können da mithalten, das ist mir bewusst und das sollte es jedem sein.
Doch ist das auch kein Grund, mit der Situation zufrieden zu sein. Verbesserungspotential gibt es immer und nicht zu knapp. Das betrifft nicht nur die großen Probleme der Zukunft, sondern auch bestehende Strukturen, die veralten oder sich in falsche Richtungen entwickeln. Manche Themen haben schlicht keine Lobby, tauchen im öffentlichen Diskurs nicht auf, sei es, weil es sich um enorm komplexe Zusammenhänge handelt oder weil sie schlicht langweilig, ja uncool geworden sind.
Andersherum erfahren andere Themen zeitweilig einen ungerechtfertigt großen Hype, der durch den Reichweiten-Journalismus dann meist noch verstärkt wird. Es schick geworden, sich zu empören, Profilbilder einzufärben, mit dem Finger auf andere zu zeigen und anderen Völkern oder Nationen die eigenen Vorstellungen aufzupressen. Freilich ist nichts verkehrt daran, sich etwa um die Belange von Minderheiten zu kümmern. Doch es ist viel falsch daran, es nur zu tun, um sich selbst in moralischer Überlegenheit zu sonnen. Zumindest dann, wenn sich dadurch nichts für die Betroffenen ändert. Außerdem verpufft ein positiver Effekt umso mehr, wenn darüber andere Themen hinten runterfallen, weil sie nicht cool genug sind.
Kritisches Hinterfragen ist essentiell
In unserer Zeit trifft das besonders die Real-Politik zu. Jeder Tote ist einer zu viel, hörte man in der Corona-Krise immer wieder. Ein Ausspruch, der dazu instrumentalisiert wurde, jegliche Lockdown-Opposition ins moralische Abseits zu stellen und ihre Meinung zu entwerten. Demonstrationen wurden nicht ernst genommen oder gar verboten, weil auch Neonazis mitmarschierten. Doch es ist Idiotie, eine Meinung in ihrer Gänze zu disqualifizieren, nur weil ein Teil davon falsch ist.
Und wie überall, wo die Meinungsfreiheit und das kritische Hinterfragen direkt oder indirekt durch gesellschatfltiche Zwänge eingeschränkt wird, entstehen Missstände und entwickeln sich selbsterhaltende Automatismen. Die Gesinnung ist für eine solche Entwicklung weitgehend egal, denn die Zusammenhänge sind für eine kleine Gruppe von Menschen zu groß, um sie vollends zu erfassen. Darum braucht es immer einen offenen Diskurs, auch wenn er einem nicht passt.
Die folgenschwere Entwicklung in der Krise war eine Notstand-Regierung, die die Geschicke des Staates ohne demokratische Rücksprache gelenkt hat, häufig auch noch mit unkritischer Rückendeckung aus der Medienlandschaft. Handlungen wurden nicht mehr ausreichend hinterfragt und überprüft, sodass die Belange vieler Gruppen vollkommen ignoriert wurden, allen voran die der Kinder.
Abwägungen sind allgegenwärtig
Mit einem Blick weg vom Moment müsste klar werden, wie wichtig es ist, immer auch das Große und Ganze im Auge zu behalten. Doch gerade der moderne Journalismus hat diese Wahrheit zugunsten emotionaler Betroffenheit verdrängt.
In der Politik müssen ständig Abwägungs-Entscheidungen getroffen werden. Die viel zitierte Triage in der Medizin, die Entscheidung, wem geholfen wird, sie ist in ihrem Prinzip in der Politik allgegenwärtig, ob es den moralischen Vorreitern gefällt oder nicht. Ein Staat muss ständig abwägen, wohin Ressourcen fließen, wem wo und wie geholfen wird und wie Freiheiten und Einschränkungen aufzuwiegen sind:
- Wäre es nicht gerechter, wenn jeder von den besten Ärzten behandelt würde und dadurch eine bessere Chance auf ein längeres Leben hat? Das wäre es, aber es ist eben nicht möglich.
- Wäre es nicht besser, wir würden alle viel langsamer Autofahren, weil dann weniger Leute bei unverschuldeten Unfällen ums Leben kämen? Das wäre es, aber als Gesellschaft haben wir entschieden, dass die Vorteile schnellen Reisens ein gewisses Risiko aufwiegen.
- Wäre es nicht besser, wir würden unsichtbare Menschen in anderen Ländern ebenso behandeln wie diejenigen im eigenen Land? Das wäre es, aber wir tun es nicht, weil es zu viel kosten würde.
- Und wäre es nicht viel gerechter, fossile Ressourcen für nachfolgende Generationen aufzuheben? Das wäre es, aber es ist uns egal.
Solche Absprachen sind in einer Gesellschaft sind allgegenwärtig. Doch der Zeitgeist interessiert sich nicht für diese Realitäten. Ihm geht es darum, sich mit Entscheidungen wohlzufühlen. Das zeigen auch die vielen Resolutionen und Gesetze, die Zielsetzungen für die Zukunft vorsehen, ohne zu besprechen, wie die Umsetzung aussehen soll. Aber große Worte und Versprechungen kommen besser an als das mühsame Voran einer tatsächlichen Umsetzung.
Ein Gegenentwurf mit Meinung
Und so ist mein Kernanliegen auf dieser Seite, einen Gegenentwurf zu den emotionalen Tendenzen im Journalismus anzubieten. Das heißt nicht, dass in meinen Artikeln weniger eigene Meinung zu finden wäre, um Gottes Willen! In allen journalistischen Erzeugnissen geht es um Meinungen, selbst in bloßen Berichten. Allein die Auswahl eines Themas spiegelt bereits eine Meinung wider. Objektivität und die eine Realität gibt es ohnehin nicht und daher schütze ich das auch gar nicht erst vor.
Ich werde mich immer um ausgeglichene Darstellungen bemühen, doch werden mir auf Fehler unterlaufen, werden mir Zusammenhänge nicht klar sein und persönliche Erfahrungen den Blick auf Wahrheiten versperren. Das wird sich nicht verhindern lassen. Ich kann mir nur Mühe geben und gewissenhaft arbeiten. Natürlich werde ich aber Fehler ausbessern, wenn ich darauf hingewiesen werde, das versteht sich von selbst.
Mit Medienkritik und Herz
Inhaltlich bedeutet das eine Fokussierung auf Themen der Innen- und Außenpolitik, die leicht vergessen oder ständig ignoriert werden. Genauso wird es immer wieder Medienkritik zu lesen geben, vor allem in Hinblick auf eine journalistische Landschaft, die ein Umfeld geschaffen hat, in der es am besten ist, sich als Spitzenpolitiker nicht zu äußern. An einer journalistischen Landschaft, die gesellschaftlichen Trends hinterherläuft und die sich in Interviews mit Floskeln abspeisen lässt, keine ernsthafte Antwort auf gestellte Fragen einfordert und sich auf diese Weise als Präsentationsplattform missbrauchen lässt.
In einer Zeit, in der der Journalismus jung und hipp sein muss, ist es wohl kein Zufall, dass Hypes um Themen und Personen das politische Geschehen mehr bestimmten als tatsächliche Inhalte. Leider geschieht das auf Kosten derjenigen Menschen, die vernünftig und gewissenhaft im politischen Betrieb arbeiten, aber weniger Talent für die Darstellung der eignen Person und Position haben.
Ich hoffe, es gibt Menschen, die Lust auf diesen Ansatz haben und sich mit mir zusammen in einer kritischen, aber respektvollen Art und Weise mit den Problemen unserer Zeit auseinandersetzen mögen. Vielleicht finden sich auf Dauer ja sogar Leute, denen das hier Geld wert ist. Und dass man es nie allen recht machen kann, das ist – so selten man das sagen kann – klar.
Kontakt: feedback@21themen.de